Durch viele gemeinsame Veranstaltungen und Projekte hat sich in der Stadt Hamm über viele Jahre eine besondere kirchenmusikalische Kultur der ökumenischen Zusammenarbeit bis hin zu interkulturellen Veranstaltungen entwickelt, die in dieser Form nicht selbstverständlich ist und für wir als Initiatoren dieser Veranstaltungen im Jahr 2011 als Anerkennung sogar den Kulturpreis der Stadt Hamm erhielten. Auch die Veranstaltungen des Festivals „Orgel plus Hamm“ sind ein konzeptioneller Teil dieser Zusammenarbeit, die wir auch im Jahr 2022 wieder mit Leben füllen wollen.
Anliegen und Ziel des Festivals „Orgel plus Hamm“ ist es, neben den großen und bekannteren Kirchen und Orgeln auch wieder kleinere Kirchenräume und Instrumente in den Blick zu nehmen und die jeweiligen Orte einem größeren, nicht nur kirchlich sozialisierten Publikum bekannt zu machen. Unabhängig von kirchlicher Bindung stellen wir immer wieder fest, dass Kirchenarchitektur und Orgelmusik auch für nicht kirchlich Gebundene eine starke kulturelle, mitunter sogar spirituelle Aussagekraft besitzen.
Dabei möchten wir die Orgel als ein zeitgemäßes Instrument mit Musik unserer Zeit, aber auch in Kombinationen mit anderen, mitunter ungewöhnlichen Kombinationen bis hin zu folkloristischen Einflüssen konfrontieren und zu neuen Hörerfahrungen einladen.
Sonntag, 4. September 2022, 16.00 Uhr, Pauluskirche Hamm:
„Cymbals and Drums“
Orgel und Percussion
Sebastian Gokus (Percussion)
Harald Gokus (Orgel)
Sebastian Gokus begann im Alter von 9 Jahren Schlagzeug und Marimba bei Jörg Prignitz in Bielefeld zu lernen. 3 Jahre bekam er als Studienvorbereitung wertvollen Unterricht bei Gereon Voss in Müns ter. Er schloss als Multipercussionist ein Bachelorstudium in Musik im Bereich der Klassik bei Carlos Tarcha in Köln ab und beendete noch ein zweites Studium als Instrumentalpädagoge an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Schon in sehr jungen Jahren konnte Sebastian an verschiedenen Wettbewerben teilnehmen und wurde unter anderem 2012 Bundessieger bei Jugend Musiziert mit einem Schlagzeugensemble-Trio und gewann 2011 einen 1. Ensemble-Preis beim Schweizerischen Drummer- und Percussionistenwettbewerb in der Schweiz.
Harald Gokus, geb. 1963 in Olpe, studierte Kirchenmusik (A-Examen) an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf bei Rosalinde Haas. Private Studien und Meisterkurse folgten bei Hubert Schoonbroodt (Belgien), Bert Matter (Niederlande), Franz Lehrndorfer und Michael Radulescu.
Seit 1991 ist er Kantor an St. Clemens und Künstlerischer Leiter der dortigen Konzertreihen. Als Dekanatskantor und Dozent im Erzbistum Paderborn ist er für die C-Ausbildung und die Fortbildung von Kirchenmusikern zuständig. Zahlreiche Solokonzerte und Konzerte u. a. zusammen mit dem Trompeter Rupprecht Drees (Weimar), dem Akkordeonisten Piotr Rangno (Gronau) sowie seinem Sohn Sebastian (Percussion) führen ihn immer wieder zu bedeutenden Konzertstätten und Orgelfestivals im In- und Ausland (Paris/Notre Dame; St. Petersburg).
Sonntag, 11. September 2022, 16.00 Uhr, St. Peter und Paul Kapelle Nordherringen:
„Clavierübung“
Leon Berben (Cembalo und Orgel)
Léon Berben darf am Cembalo und an der Orgel als Meister seines Fachs gelten. Darüber hinaus weisen ihn umfassende Kenntnisse in Musikgeschichte und h istorischer Aufführungspraxis als einen der führenden Köpfe seiner Generation der »Alten Musik«-Szene aus.
Sein Repertoire umfasst Clavierwerke zwischen 1550 und 1790. Ferner schrieb er als Co-Autor für die Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Intensives Quellenstudium und stete Forschungsarbeit verleihen der Interpretationskunst von Léon Berben einen besonderen Rang. Seine Solo-CD-Aufnahmen auf historischen Orgeln und Cembali wurden von der Fachpresse hoch gelobt und mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem »Diapason d’Or«, dem »Choc« von Le Monde de la Musique und dem Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik.
Léon Berben wurde 1970 in Heerlen (Niederlande) geboren und lebt in Köln. Er studierte Orgel und Cembalo in Amsterdam und Den Haag als letzter Schüler von Gustav Leonhardt wie auch bei Rienk Jiskoot, Ton Koopman und Tini Mathot, und schloss sein Studium mit dem Solistendiplom ab.
Er ist als Titular-Organist verbunden an der historischen Orgel der St.-Andreas Kirche in Ostönnen – nach derzeitigem Forschungsstand eine der ältesten spielbaren Orgeln der Welt (c. 1425/1722) – und betreut in dieser Funktion die dortige Konzertreihe mit.
Seit 2000 war Léon Berben als Cembalist bei Musica Antiqua Köln (Reinhard Goebel) tätig. In dieser Eigenschaft gastierte er in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien und spielte zahlreiche CDs für Deutsche Grammophon/Archiv Produktion ein.
Sonntag, 18. September 2022, 16.00 Uhr, Dorfkirche Uentrop:
„Novas Cantigas“
Catalina Vicens (Orgelportativ)
Die preisgekrönte Musikerin Catalina Vicens, eine gebürtige Chilenin mit Wohnsitz in Basel, Schweiz, begann ihre internationale Karriere schon in jungen Jahren. Im Alter von 20 Jahren spielte sie bereits in den wichtigsten Konzerthäusern von mehr als zehn Ländern in Nord- und Südamerika, darunter das Teatro Colón de Buenos Aires Argentinien, das Kimmel Center in Philadelphia und das Teatro Municipal do São Paulo.
Vicens verbindet eine lebhafte internationale Solisten- und Forschungskarriere. Da sie sich auf das Spiel auf antiken Tasteninstrumenten spezialisiert hat, wurde sie eingeladen, auf dem ältesten spielbaren Cembalo der Welt zu spielen, das in ihrer neuesten Aufnahme Il Cembalo di Partenope" (Diapason d'Or) zu hören ist; auf der gotischen Orgel von St. Andreas in Ostönnen aus dem 15. Jahrhundert (eine der ältesten und am besten erhaltenen Orgeln der Welt), sowie in mehreren renommierten Sammlungen in Großbritannien, Europa, Japan und den USA. Sie ist auch für ihre Arbeit mit mittelalterlichen Klavieren bekannt und arbeitet mit spezialisierten Instrumentenbauern an der Rekonstruktion von Orgeln aus dem Mittelalter und der Renaissance. Teil dieses Projekts ist die kommende Doppel-CD mit alter und neuer Musik, die auf mehreren dieser Instrumente gespielt wird.
Vicens tritt regelmäßig als Mitglied von Ensembles des Mittelalters, der Renaissance, des Barock und der Neuen Musik in Europa, den USA und Südamerika auf und macht Aufnahmen. Sie ist die künstlerische Leiterin von Servir Antico, mit dem sie das weniger bekannte Repertoire und geistige Erbe der humanistischen Periode (13.-16. Jahrhundert) beleuchten will. Sie konzertierte unter der Leitung von bekannten Dirigenten wie Otto-Werner Müller, Gottfried von der Goltz, Andrea Marcon, Skip Sempé und Carlos Miguel Prieto.
Sonntag, 25. September 2022, 16.00 Uhr, Liebfrauenkirche Hamm:
„Northern Dances“
Orgel und schwedische Nyckelharpa
Erik Rydvall (Nyckelharpa)
Gunnar Idenstam (Orgel)
Erik Rydvall, geboren 1983, begann im Alter von fünf Jahren Geige zu spielen, bevor er mit 18 Jahren die Nyckelharpa entdeckte. Zwischen 2003 und 2008 studierte Erik Nyckelharpa am Eric Sahlström Institut in Tobo und an der Königlichen Hochschule für Musik in Stockholm. Die Begegnung mit den legendären Nyckelharpa-Pionieren Johan Hedin und Olov Johansson sowie mit anderen Musikern wie Magnus Zetterlund und Anders Löfberg überzeugte Erik, mit der Entwicklung seines eigenen Ansatzes zu beginnen. Nach seinem Abschluss begann Erik, als professioneller Nyckelharpa-Spieler zu arbeiten. Bald tourte er mit dem erfolgreichen schwedischen Folkmusik-Trio Nordic, dessen Gründungsmitglied er auch ist. 2010 trat Erik der Schweizer Flamenco-Tanzkompanie "Flamencos en Route" bei, mit der er 2011 "Orfeo und Euridice" und 2012 "El Rubí" aufführte. Zusammen mit einem der besten norwegischen Hardangerfiddle-Spieler, Olav Luksengård Mjelva, bildete er das Duo Rydvall/Mjelva und veröffentlichte 2012 ihr hochgelobtes Debütalbum "Isbrytaren" ("Der Eisbrecher"), das zum ersten Mal traditionelle Nyckelharpa- und Hardangerfiddle-Musik vereinte. Er ist ein Musiker, der immer auf der Suche nach neuen Impulsen und Herausforderungen ist.
Gunnar Idenstam, Konzertorganist, Komponist und Volksmusiker, ist weltweit bekannt für sein virtuoses Spiel, seine verblüffenden Improvisationen und seine untraditionelle und originelle Auffassung von Orgelmusik. Gunnar Idenstams Ziel ist es, die Wertschätzung seines Publikums für die Orgel zu erweitern und die Grenzen des Genres zu überschreiten. Er kommt aus der klassischen Musik, hatte aber schon immer eine "entfernte Liebesbeziehung" zum Folk und symphonischen Rock der 1970er Jahre. Heute hat er diese Einflüsse in den Kontext der Orgelmusik eingebracht, wenn er Brücken zwischen französischer Kathedralentradition, symphonischem Rock und schwedischer Volksmusik schlägt. Um die breit gefächerte Musik zu entwickeln, die er heute kreiert und aufführt, studierte er an der Königlichen Musikhochschule in Stockholm und studierte dann die virtuose französische Tradition in Paris bei Marie-Claire Alain und Jacques Taddei. In beiden Ländern erlangte er die höchsten Auszeichnungen. Im Jahr 1984 gewann er als erster - und bis heute einziger - Musiker aus Nordeuropa den renommierten internationalen Wettbewerb für Improvisation, den "Grand Prix de Chartres“ 1984 und Kasper Preis (Dagens Nyheter) in 1987.